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Steinklang Special 2005
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Thorofon
New Heroes
(Steinklang 2005) 2LP
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Thorofon haben sich längst
etabliert als eine populäre Power-Electronics-Formation, stilistisch
angesiedelt zwischen dem poppigen Retro-Touch von Haus
Arafna und den harscheren Genocide Organ.
Die bei Steinklang erschienene, schön gestaltete Doppel-LP "New
Heroes" bringt die musikalische Entwicklung und Reife des Musikerpärchens
überzeugend auf den Punkt: neben apokalyptisch-lärmenden Soundscapes
blitzen hier vor allem immer wieder eingängige und verführerische
Strukturen auf, die durchaus tanzflächenkompatibel sein könnten:
"Gigamesh" etwa, wo man deutlich die 80er-Elektro-Einflüsse
heraushört. Insgesamt durchzieht beide Scheiben ein Wechselbad aus
atmosphärischen, fast darkambienten Soundtracks, verzweifelten Isolationismen
mit spärlichen Vocaleinsätzen und eben rhythmisch-pulsierenden
Ausbrüchen. Das macht Spaß zu hören und bestätigt
den guten Ruf der Gruppe, die inzwischen tendeziell auf zwei Personen
geschrumpft ist und vor allem persönliche Elemente, wie man sie von
dem Soloprojekt Geneviève Pasquier kennt, zulässt. Die punkigen
Elemente, wie sie in "Riot Dictator", einem früheren Hit,
auftauchen, treten hier zugunsten eher kühler Stimmungen in den Hintergrund.
Die prägnante Männerstimme behält den Kommandoton, ordnet
sich jedoch zusehends wavig-pochenden Coolness unter. Wir befinden uns
in einer Ära nach der Revolution...
"New Heroes" ist zweifellos eines der eindrucksvollen
und gelungenen Industrialalben des Jahres 2005.
MaNic
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A Challenge of Honour
Seven Samurai
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(Steinklang 2005) LP
ACOH ist ein Militarypop/Darkambient-Projekt, das sich innerhalb
weniger Jahre vor allem durch zwei CDs bekannt gemacht hat: "Only
Stones Remain" und "Wihlem Gustloff". Während auf
ersterer CD noch die zum Teil unausgeglichenen Soundstrukturen negativ
auffielen, wurden für letztere im Grund ganze Teile einer Filmtonspur
verwendet und zu einem Hörspiel gemischt. Erst danach fand ACOH zu
einem eigenen musikalischen Stil, der ernster zu nehmen war, wenn auch
der massive Eindruck eines Filmsoundtracks blieb.
"Seven Samurai", benannt nach Kurosawas Film,
macht daraus ein Programm. Wer jedoch eine Mischung von Tonspurschnipseln
und japanischen Taikotrommeln erwartet, wird überrascht sein: Die
durchweg rhythmusbetonten und melodiösen Stücke arbeiten vor
allem mit Drums, einigen Samples und Keyboardmelodien. Die japanische
Identität des Stoffes zeichnet sich jedoch nur sehr selten ab. Insofern
ist das inhaltliche Konzept hier etwas willkürlich. Rein
muskalisch betrachtet ist "Seven Samurai" jedoch durchaus unterhaltsam
und erinnert stellenweise an füherer Militarypop-Platten von In the
Nursery ("Sense"). Ein Fortschritt ist demnach zu verzeichnen,
wenn das Konzept auch nicht ganz erfüllt scheint.
MaNic
Hadrian's Wall
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(Steinklang 2005) 10" EP 4 Tracks
Die EP zum antiken Thema "Hadrian's Wall", die
eine Kollaboration zwischen ACOH und Praetorio darstellt, erinnert mehr
noch als "Seven Samurai" an eine echte Filmmusik. Sehr bombastisch,
klassisch orchestral und rhythmisch beschwör sie als 'Historical
Ambient'-Konzept eine vergangene Epoche herauf, wobei natürlich vor
allem Bilder bekannter Filme (etwa GLADIATOR) in Erinnerung kommen. Hier
liegt dann auch de Clou: Solche Bemühungen können eigentlich
nur mediale Simualtionen reflektieren, denn sie enthalten nichts, was
man tatsächlich mit dieser Zeit verbinden könnte. Andererseits
ist natürlich alles recht, womit der Musiker seine Inspirationen
verknüpft. Insofern sollte man "Hadrian's Wall" als das
sehen, was es ist: eine pathetische, bombastische
Military/Ambient-Scheibe, affirmativ und unterhaltsam, manchmal aufwühlend
und durchaus ästhetisch. Für Fans zu empfehlen.
MaNic
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Sagentöter
(Steinklang 2005) LP
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Während sich Riharc Smiles ganz auf den live eingespielten
Mittelaltersound konzentrieren (s.u.), tritt bei Sagentöter der neofolkloristische
Aspekt deutlich in den Vordergrund. Dabei kommt eine ganze Pallette gut
gespielter Instrumente zum Einsatz: Trommeln, Dudelsack, Gitarre, Flöte,
auch Didgeridoo, sowie Männer- und Frauengesang. Auch hier überwiegen
mittelalterliche Harmonien, wenngleich die Lieder selbst einen deutlichen
Akzent auf nordischen Paganismus legen: Es geht um spirituelles Erkunden
einer belebten Umwelt, um die Wege der Götter und der Suchenden.
Einige Elemente korrespondieren mit der Riharc Smiles-LP, doch beide Alben
lohnen sich auch separat. Vom gängigen Neofolk-Sound weicht etwas
der leidenschaftlich-überdrehte Männergesang ab, doch Neuheiden
und Fans nordischer Mythologie werden sich der erdigen Mythenverbundenheit
dieser LP kaum entziehen können.
MaNic
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Riharc Smiles
The Last Green Days of Summer
(Steinklang 2004) MLP 7 Tracks
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Auf den etwas merkwürdigen Namen Riharc Smiles hört
diese Mittelalterformation, die mit Dudelsack, Akustikgitarre und anderen
archaischen Instrumenten sowie einem euphorischen Männergesang ganz
eigene kleine Hymnen auf Mut und ein dionysisches Lebensgefühl produziert.
Man merkt dem druckvollen Folksound die Liveerfahrung der Musiker an,
die sonst offenbar auf Mittelaltermärkten in der ganzen Welt aufspielen.
Eingängig, gut produziert, hebt sich dieser
kleine Tonträger wohltuend von den Mittelalter/Metal-Crossoverbands
des Gothic-Mainstreams ab. (Wobei das Klavierstück Track 5
erstaunlich an vergleichbare Stücke von 18 Summers erinnert, aber
das nur am Rande...) KatNik
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Sturmpercht
Der Marsch der Wampelerreiter / viel volle Becher klangen
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Steinklang 2005, 7" 2 Tracks
Sturmpercht, dieser Name steht für das bisweilen
sehr eigenwillige salzburger Folkmusikprojekt, was sich schon alleine
durch seine letzten Veröffentlichungen und durch außergewöhnliche,
in Erinnerung haftende Auftritte einen Namen in der Neofolk Szene gemacht
hat. Nun erschallt erneut ein Lebenszeichen der Sturmperchten aus dem
Alpenland, eine 7" Single mit zwei neuen Stücken darf den Hörer
nun in gute Stimmung versetzen, denn das was man zu hören bekommt,
ist frohlockende Folkloremusik im ureigenen Sinn. Musikalisch ist nichts
auszusetzen. Die Band versteht es, die Instrumente zu
spielen und hat offensichtlich Freude an der Sache. Trotzdem wird man
nie so richtig den Anschein los, dass hier einige Selbstironie im Spiel
ist, und man fragt sich doch schon , was soll das Ganze? So ist das Stück
"Der Marsch der Wampelerreiter" auch bereits nach mehrmaligem
Hören nicht mehr so lustig wie noch anfangs so geglaubt und beginnt
allmählich langatmig zu werden durch den allzu simplen Text und zu
wenig Aspruch, selbst für ein "Trinklied". Deshalb stellt
das darauf folgende Werk " Viel volle Becher klangen" eine wahre
Erleuchtung dar! Der
Text ist durchdacht, die Flötenmelodie weiß gekonnt, den Hörer
in den Bann zu ziehen und zum Träumen zu geleiten, passend zum Text,
hier hat man sich Mühe gegeben und wünschenswert wäre es,
neben allzu viel Rumalberei öfters solche Perlen von Sturmpercht
zu hören, so macht Volksmusik doch noch länger
Spaß!
Sorakey
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Flammenzauber Filmwerk
(Steinklang 2005) 2DVD
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Auf zwei umfassenden DVDs wird das vierte Flammenzauber-Festival
dokumentiert. Es traten auf: 1. Tag Mercy Design,
Echo West, Axon Neuron/Vagwa und Waldteufel, 2. Tag In Gowan Ring, Changes
und Ostara. Gestaltung der DVDs ist aufwändig und professionelle,
jedoch grafisch of am Rande des Jugendstil-Kitsches. Mit den meisten Beteiligten
wurden ausführliche Interviews geführt, die jedoch mit einfachsten
Mitteln umgesetzt wurden und technisch nicht immer auf der Höhe erscheinen:
Das Mikro wird krachend hin und her gereicht, manchmal hapert es etwas
an Englischkenntnissen... Sehr interessant sind die aufgeschlossenen und
offenen Statements von Changes und Ostara, die sich allen kritischen Fragen
stellen und klare Positionen beweisen. Insofern ist diese DVD auch für
Zweifler interessant.
Wer sich sofort der Musik zuwenden möchte, muss zunächst
das (durchaus gelungene) Heldrungen-Intro über sich ergehen lassen.
Dann kann man jede Band mit einem speziellen Liedermenü anwählen,
das die einzelnen Titel aufführt. Bild- und Klangqualität ist
durchweg akzeptabel, wenn auch nicht wirklich auf hohem Niveau. Wer den
Konzertkeller der Burg schon besucht hat, weiß, dass die Akustik
dort ohnehin nicht sehr gut ist. Highlights sind die Konzerte von Changes
und In Gowan Ring, die noch einmal zeigen, wo die anrührenden Qualitäten
von Apocalyptic Folk liegen. Eher lachhaft ist dagegen Ostara - mit Rocksound
und Netzhemdchen wandeln sie auf den Spuren von Alternative-Rockbands,
ohne deren Kraft zu entwickeln. Der Sänger hält sich meist nicht
an die eigenen Melodien und gibt angesichts der sägenden Gitarre
ein eher schwaches Bild ab. Was das alles in diesem Neofolk/Industrial-Konzept
zu suchen hat, kann höchstens die Vergangenheit klären...
Zu empfehlen ist diese DVD für Fans, die eine der
Bands live verpasst haben und nun einen Nachgeschmack mitbekommen wollen
- und für die BesucherInnen des Festivals, die ein Souvenier behalten
möchten. Als rundum gelungenes Dokument kann man das "Filmwerk"
jedoch leider nicht bezeichnen. MaNic
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