7PM RITUAL

:08:16:02:

CD Lichterklang, Digipak

WEIHAN

Blóðslitinn Á Steininum

CD Lichterklang, Ltd.Ed. 260

Das deutsche Label Lichterklang ist eines der letzten Foren für eine langsam rar werdende Spielart apokalyptischer Musik: neoklassisch inspirierter Militarypop. Oft verbunden mit prägnanten Alben von Der Blutharsch, Dernière Volonté und Blood Axis hört man diese sehr spezielle Mischung aus stoischen und groovigen Marschbeats, pathetischen Flächen und finster skandiertem Gesang kaum noch. Umso überraschender beschwören die beiden Alben von 7 pm Ritual und Weihan diesen Sound auf unterschiedlichste Weise.

7 pm Ritual nennt sich ein neues Projekt aus dem Umfeld der Folkband Stein: Sänger Norbert Strahl, Nic Sender and Komponist Oliver Sittig taten sich zusammen, um unter dem mysteriösen Titel :08:16:02: eine Sammlung stimmungsvoller, dichter und teilweise emotional packender Lieder aufzunehmen. Der Titel bezieht sich auf die Explosion der Atombombe in Hiroshima. Zudem finden sich gleich 3 Vertonungen von William Blakes Poesie hier - das leidenschaftlich dargebrachte "Jerusalem" bildet den Höhepunkt. Insgesamt muss man dem Album eine deutliche Eigenständigkeit zugestehen, es ist hervorragend aufgenommen und arrangiert, manchmal vielleicht etwas zu eingängig - doch stets aufs Neue überraschend und unterhaltsam. Positiv fallen auch die dezenten Akustikgitarren auf, die sich perfekt mit den Streicherflächen, Chören und Drums ergänzen. Die Stimme ist erheblich finsterer gemischt als von Stein bekannt. Ein reifes und verführerisches Werk.

Generischer geht das belgische Duo Weihan vor: Auf dem programmatisch betitelten „Blóðslitinn á Steininum“ beschäftigen sie sich mit mythischer Tradition und vormodernen Konzepten. das ist in archaisch hämmernder, bombastischer Neoklassik umgesetzt, gesäumt von autoritären Vocals. Man fühlt sich bekannten Vorbildern wie Blood Axis eng verbunden. Das Ergebnis ist im Vergleich zu 7 pm Ritual martialischer, aber auch diffuser im Sound und baut ganz auf niederknüppelndes Orchestersampling. Dabei geht der rituelle Kontext der Texte etwas verloren. Doch auch hier fällt es nicht schwer, sich auf das Konzept einzulassen.

Ungeachtet möglicher Ungangsgesänge beweisen diese beiden Alben erfreuliche Beharrlichkeit in der Nische.

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